1.1. Problemstellung
Zu den wichtigsten ökonomischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zählen die
Intensivierung der weltwirtschaftlichen Vernetzung und die zunehmende
Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. Fast doppelt so schnell wie das
reale Welt-Bruttosozialprodukt wächst seit Jahren das Welthandelsvolumen. Mehr als
zwanzig Prozent der weltweit produzierten Güter werden heute grenzüberschreitend
gehandelt. Die treibenden Kräfte hinter Exportboom und Globalisierungsschub liegen
in der zunehmenden Angleichung der Kaufkraft und den wachsenden
Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Diesem Sog kommt auch ein
starker Druck von der Anbieterseite entgegen, da schnell steigende Entwicklungs
und Fertigungskosten sich in immer kürzeren Produktlebenszyklen getilgt werden
müssen, so dass ausreichendes Absatzvolumen nur bei Bedienung internationaler
Märkte zu erzielen ist.
1.2. Gang der Untersuchung
Vor dem Hintergrund dieser Problematik gliedert sich die Arbeit in sechs Hauptteile.
Der erste Teil dient der begrifflichen Erläuterung der Globalisierung, der zweite Teil
mit der begrifflichen Erläuterung des Standortmanagements. Hieraus lässt sich
bereits ableiten, wie das konzeptionelle Planen in einer Weltmarktfabrik voran geht.
Der dritte Hauptteil beschäftigt sich mit dem internationalen Standortmanagement,
beleuchtet in Grundlagen einzelne Produktionssysteme und gibt Beispiele für
Weltmarktfabriken des 21.Jahrhunderts. Das vierte Kapitel systematisiert die
Ausdehnung des Welthandels, die Entstehung von transnationalen Konzernen und
Netzwerke und beleuchtet auch Kritikpunkte, mit denen sich Unternehmen dieser
Größe auseinander zu setzen haben. Die letzten beiden Kapitel umfassen den
Fragmentierungsgrad der Produktion sowie geben Aufschluss auf verschiedene
Produktsysteme, welche neben den Maschinen, Betriebsmittel, Produktionsstätten,
etc. auch das Regelwerk und die Methode darstellen, nach denen bestimmte
Prozesse in der Produktion geführt werden
Die Schlussbetrachtung betrachtet nochmals die Arbeit und gibt einen Ausblick für
die Zukunft.
1. Einführung
1.1. Problemstellung
Zu den wichtigsten ökonomischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zählen die
Intensivierung der weltwirtschaftlichen Vernetzung und die zunehmende
Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. Fast doppelt so schnell wie das
reale Welt-Bruttosozialprodukt wächst seit Jahren das Welthandelsvolumen. Mehr als
zwanzig Prozent der weltweit produzierten Güter werden heute grenzüberschreitend
gehandelt. Die treibenden Kräfte hinter Exportboom und Globalisierungsschub liegen
in der zunehmenden Angleichung der Kaufkraft und den wachsenden
Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Diesem Sog kommt auch ein
starker Druck von der Anbieterseite entgegen, da schnell steigende Entwicklungs
und Fertigungskosten sich in immer kürzeren Produktlebenszyklen getilgt werden
müssen, so dass ausreichendes Absatzvolumen nur bei Bedienung internationaler
Märkte zu erzielen ist.
1.2. Gang der Untersuchung
Vor dem Hintergrund dieser Problematik gliedert sich die Arbeit in sechs Hauptteile.
Der erste Teil dient der begrifflichen Erläuterung der Globalisierung, der zweite Teil
mit der begrifflichen Erläuterung des Standortmanagements. Hieraus lässt sich
bereits ableiten, wie das konzeptionelle Planen in einer Weltmarktfabrik voran geht.
Der dritte Hauptteil beschäftigt sich mit dem internationalen Standortmanagement,
beleuchtet in Grundlagen einzelne Produktionssysteme und gibt Beispiele für
Weltmarktfabriken des 21.Jahrhunderts. Das vierte Kapitel systematisiert die
Ausdehnung des Welthandels, die Entstehung von transnationalen Konzernen und
Netzwerke und beleuchtet auch Kritikpunkte, mit denen sich Unternehmen dieser
Größe auseinander zu setzen haben. Die letzten beiden Kapitel umfassen den
Fragmentierungsgrad der Produktion sowie geben Aufschluss auf verschiedene
Produktsysteme, welche neben den Maschinen, Betriebsmittel, Produktionsstätten,
etc. auch das Regelwerk und die Methode darstellen, nach denen bestimmte
Prozesse in der Produktion geführt werden
Die Schlussbetrachtung betrachtet nochmals die Arbeit und gibt einen Ausblick für
die Zukunft.
2.1.1. Kapital- und Warenverkehr
Der weltweite statistisch nachweisbare Warenhandel stieg zwischen 1950 und 1998
um das 17-fache, während die statistisch dokumentierte Produktion von Gütern sich
nur um das sechsfache vergrößerte. Als ein Beleg für die Globalisierung der letzten
Jahrzehnte kann die Zahl der direkten Auslandsinvestitionen zwischen 1970 und
1998 angesehen werden, welche von 21 auf 227 Milliarden US-Dollar stiegen.
• Einfluss der Industriestaaten – Industrieländer brauchen eine globale
Weltwirtschaft, um ihre spezialisierten hochqualitativen Waren auf größeren,
weniger gesättigten Märkten absetzen zu können. So beträgt z. B. der
Exportanteil des deutschen Maschinenbaus 70 Prozent. Im Gegenzug wollen
die Länder, in die diese Waren exportiert werden, ihre Waren in den
Industrieländern absetzen können. Dabei ist die staatliche Handlungsfähigkeit
dadurch eingeschränkt, dass es bei zu hohen Steuern zu Firmenabwanderung
kommt und andererseits die Staatsverschuldung begrenzt bleiben muss. Dies
bedeutet letztlich einerseits einen Impuls, aber auch einen begrenzten
Handlungsspielraum der Politik für unliebsame, aber vielleicht notwendige
Veränderungen (Sozialabbau, z. B. Rentenkürzungen).
• Einfluss der Schwellenländer – Es zeigen sich Chancen auf Anschluss an die
Weltwirtschaft und verhältnismäßigen Wohlstand durch relativ niedrige Löhne
bei relativ niedrigen Lebenskosten. Andererseits drastischer Niedergang von
nicht wettbewerbsfähigen Unternehmen in diesen Ländern wie zum Beispiel
China. Diese Länder haben ein hohes Rohstoffvorkommen.
• Einfluss der Entwicklungsländer – Durch politische Instabilität und schlechte
Infrastruktur ist selbst bei niedrigsten Löhnen eine Produktionsverlagerung in
diese Länder nicht immer wirtschaftlich lohnend. Somit entsteht eine
Abgrenzung von der Globalisierung, und weitere Rückständigkeit. Zudem wird
durch Einfuhrzölle der Industriestaaten und Förderung der dortigen Bauern ein
Export von landwirtschaftlichen Produkten weitestgehend unterbunden, was zu
weiterer Verarmung führt.
• Rolle von produzierenden Unternehmen – Um die Existenz der Firma zu
sichern, sind diese zum Teil zur Arbeitsplatzverlagerung gezwungen,. Andere
Firmen handeln nur aus Profitdenken. Führungen von Aktiengesellschaften
sind zum reinen Profitdenken verpflichtet. Durch lokale Entscheidungen von
Firmen ändern sich in der Summe globale Parameter; durch die profitable
Arbeitsstättenverlagerung vieler Firmen steigen in Deutschland die
Arbeitslosenversicherungsabgaben, und die Verbrauchermärkte schrumpfen.
4 Die „Weltmarktfabrik“ im Globalisierungskontext
Einige Firmen und Branchen sind machtlos der Globalisierung ausgeliefert, wie
zum Beispiel Speditionsbetriebe oder In- und Exportunternehmen.
• Einfluss von Banken und Finanzwesen – Diese gelten dank moderner
elektronischer Datenverarbeitung als die Hauptbeschleuniger der
Globalisierung und Fortschritts in der Industrienalisierung, denn es lassen sich
Milliardenbeträge innerhalb von Sekunden über den Globus verschieben.
Andererseits stehen sie selbst unter einem globalen Wettbewerbsdruck, der
sie zu Geldanlagen mit den höchsten Profitchancen ohne Rücksicht auf soziale
Folgen zwingt. Die eigentliche Macht haben somit die, die das Geld haben,
ihnen steht es frei ihre Finanzmittel auch sozial- und umweltverträglich bei
etwas geringeren Zinsen z. B. bei der Gemeinschaftsbank anzulegen.
• Macht und Verantwortung von Verbrauchern – Diese können entscheiden
zwischen dem Kauf von Fair-trade-Produkten oder einer „Geiz ist geil“–
Mentalität (siehe Werbung Media-Markt). Die Bevorzugung von im eigenen
Land produzierten Produkten kann sinnvoll sein, um mit eigenem Verhalten die
heimische Volkswirtschaft zu stärken.
• Auswirkungen auf die Umwelt – Durch Produktionsverlagerung in Länder mit
den niedrigsten Umweltstandards. Überproduktion von Waren ohne
existenzielle Bedeutung von teilweise minderer Qualität aus Billiglohnländern
verschwendet die Ressourcen der Erde.
• regionale Ausbildungen der Globalisierung – Die EU-Osterweiterung lässt
eine Arbeitsplatzverlagerung in Länder mit den niedrigsten Produktionskosten
befürchten. Andererseits fließt von Deutschland aus Kapital in Länder mit
niedrigeren Steuern (Schweiz, Österreich). In anderen Regionen laufen
ebenfalls Entwicklungen zu Freihandelsräumen: in Nordamerika die NAFTA
Zone, in Südamerika der Mercosur und in Asien der ASEAN-Raum.
• Die Zahl der Personen-Kilometer im internationalen Flugverkehr hat sich seit
1950 mehr als verhundertfacht, so auch die Menge der Luftfracht. Der Umfang
der im Schiffverkehr transportierten Güter steigt seit den 20er Jahren des
letzten Jahrhunderts stark. Mit der Ausweitung des Zug-, Automobil- und
5 Die „Weltmarktfabrik“ im Globalisierungskontext
Luftverkehrs weiten sich der grenzüberschreitende Personenverkehr und der
Tourismus aus.
• Die Zahl der Telefonanschlüsse am weltweiten Telefonnetz hat sich seit 1960
verzehnfacht. Neben dem Telefon entwickeln sich mit dem Mobiltelefon, der
VoIP-Telefonie, dem Videoconferencing, dem Fax und dem Internet neue
Kommunikationstechnologien. Internetbasierende Telefonie ermöglicht eine
global vernetzte Zusammenarbeit durch eine praktisch kostenlose permanente
Kommunikationsverbindung in hoher Qualität. Vor allem über das Internet
haben sich die grenzüberschreitenden Kommunikationsprozesse vervielfacht
und die Zahl der Internetanschlüsse steigt weiter exponentiell, allerdings über
den Globus sehr ungleich verteilt und in totalitär regierten Ländern streng
überwacht.3
2.1.2. Globalisierung der Kultur
Befürworter einer Globalisierung der Kultur sehen darin eine Entwicklung zur
weltweiten Verfügbarkeit von Elementen aller Kulturen (beispielsweise Restaurants
deutscher Tradition in Amerika, amerikanische Musik in Deutschland, die
Inbesitznahme der englischen oder französischen Sprache durch ehemalige
Kolonien). Die Verdrängung der einheimischen Kulturen spiele sich, sagen sie,
häufig nur auf einer oberflächlichen Ebene ab. Einflüsse würden lokal modifiziert und
in die eigenen kulturellen Wertvorstellungen eingebunden. Außerdem verbessere
sich die Situation von vielen Menschen, bzw. Menschengruppen durch den Kontakt
mit der westlichen Kultur, so dass sich eine „universale“ Kultur herauskristallisiert.
Kritiker sehen aus ihrer Sicht in der bestehenden „westlichen“ Dominanz die
Ausbreitung „westlicher“ Wertvorstellungen und Lebensstile. Eine massive
Verbreitung dieser Werte finde vor allem über das Fernsehen und das Kino statt,
aber auch Musik und Mode würden weltweit vom Westen beeinflusst. Der
Massentourismus in die exotischen Urlaubsländer allerdings führe – so die Kritiker –
dort immer häufiger zum deutlichen Rückgang der kulturellen Traditionen, weil im
Zuge einer wachsenden Abhängigkeit fast nur noch für die Touristen gelebt und
gearbeitet werde. Beispiele hierfür sind sicherlich der starke Tourismus in
südasiatischen Ländern, aber auch in Nordafrika.